Evil 2003
Überblick: Schweden der 50er Jahre: Der rebellische 16-jährige Erik wird von seiner Mutter auf das private Elite-Internat Stjärnsberg geschickt und erhält hier seine letzte Chance auf einen Schulabschluss. Hinter der feinen Fassade verbirgt sich jedoch ein perfides System von Demütigungen und Gewalt - ausgeübt von den älteren Schülern gegenüber den Jüngeren. Erik versucht sich der Hackordnung unterzuordnen, obwohl er seinen Mitschülern körperlich überlegen ist. Aber wenn er zurückschlägt, fliegt er von der Schule.
Kommentar
_Brich ihre Regeln, bevor sie dich brechen!_ Schweden in den 50er Jahren: Der 16 jährige Erik Ponti (**Andreas Wilson**) hatte in seinem Leben schon viele Schlägereien. Eine zu viel. Denn nun wird er von der Schule geschmissen und seine Mutter sieht nur noch einen Weg ihn dem Abschluss zu ermöglichen: Sie schickt Erik auf ein Eliteinternat. Dort herrschen andere Gesetzte: Die Lehrer überlassen die Disziplinierung der jüngeren Schülern den älteren Schülern. Erik ist ihnen zwar im Faustkampf überlegen, doch wenn er sich zur Wehr setzt fliegt er von der Schule... **Mikael Håfström** leistet mit seinem fesselnden Drama »Evil« eine fabelhafte Arbeit. Die Botschaft des Films ist allgegenwärtig und die gesamte Aufmachung überzeugt voll und ganz. Dabei kann man sich die ganze Zeit über in die Situation von Erik hineinversetzen und leidet mit ihm Höllenqualen. Der Zuseher wird zu Überlegungen gezwungen was er in Eriks Situation machen würde. Von Anfang an zieht einem »Evil« in seinen Bann und man begleitet Erik durch die vielleicht schwierigste Zeit seines Lebens. Besonders packend sind zum Beispiel die Szenen als die älteren Schüler sehen das sie Erik nicht brechen können und statt dessen auf seinen besten Freund Pierre losgehen. Genial ist auch das Ende des Films, das hier nicht verraten werden soll. Der große Clou dabei ist dass man als Zuseher quasi in die Rolle des Rebellen Eriks schlüpft und nur die Dinge zu Gesicht bekommt, die auch er sieht. Man wird ohne großartige Erklärung in das System der Schule geschmissen und die Bestrafungen treffen den Betrachter hart, da man mit so etwas nicht gerechnet hat. »Evil« lässt dem Zuseher wirklich die gesamte menschliche Gefühlspalette durchleben wobei Wut am häufigsten entfacht wird. Als Zuseher wird man genau wie Erik an vielen Stellen des Films nie enden wollende Wut ertragen müssen, ohne dass man etwas dagegen unternehmen kann. »Evil« zaubert einem wirklich eine perfekte Atmosphäre herbei, die den Zuseher auf einen Trip aus Furcht und Wut begleitet. Die Charaktere des Films wirken vielleicht auf den ersten Blick etwas klischeehaft und überzogen, doch wenn man sich das ganze wirklich überlegt wird man zum Schluss kommen dass es nicht anders war zur damaligen Zeit. Es wird zwar eine klare Sympathiebezogenheit zu Erik hergestellt und die Taten der älteren Schüler werden nicht wirklich Motive gegenüber gestellt, jedoch unterstützt dies die Atmosphäre des Films und ist keinesfalls als Negativpunkt zu rechnen. In »Evil« wird ausschließlich Eriks Seite der Geschichte erzählt, um den Zuseher direkt in die Rolle eines Schülers dieser Schule hineinzuversetzen. Hätte man neben Erik auch noch die Nebencharaktere beleuchtet, so hätte man zwar vielleicht verstanden warum sie so handeln wie sie es tun, nämlich nur deshalb weil sie als sie noch jung waren genauso behandelt wurden, aber dann wäre viel von der grandiosen Atmosphäre des Films verloren gegangen. Die Darstellerwahl ist wirklich perfekt ausgefallen. Alle Jungdarsteller liefern eine wirklich fabelhafte Leistung ab, und bei der Wahl des Hauptdarstellers hat sich Mikael Håfström selbst übertroffen. Andreas Wilson spielt wirklich außerordentlich gut und seine Präsenz und Ausdruckskraft sucht ihres gleichen. Man wird sicher noch einiges von ihm hören. »Evil« ist wirklich ein brillanter Film mit großen Gefühlen vor einem sehr tragischen Hintergrund. Dabei ist das gesamte Ambiente der nach außen hin guten Schule wirklich gelungen und der Zuseher fühlt sich von Anfang an in die Rolle des Rebellen versetzt der etwas gegen diese Unterdrückungsherrschaft tun muss. Die Folterszenen der älteren Schüler sind wirklich bedrückend inszeniert, wirken aber nie überzogen. Zum Glück wird auch hier auf Realismus gesetzt anstatt die Szenen übertrieben darzustellen. Hätte man dies gemacht, so wäre die Schockwirkung der Folter an sich zwar viel gravierender, aber die Gesamtaussage des Films würde etwas abgeschwächt werden da es dem Film viel an Glaubwürdigkeit kosten würde. Trotz den wunderbaren Charakteren und der spannungsgeladenen Atmosphäre des Films liegt der Hauptaugmerk des Films deutlich an der Botschaft. Von Anfang an wird im Film Gewalt als etwas allgegenwärtiges gezeigt und sowohl bei der Verprügelung des Sohnes durch den Vater, als auch bei der Züchtigung im Internat vor versammelter Lehrerschaft scheint niemand besonders schockiert zu sein. Bei der einen Szene setzt sich die Mutter ans Klavier und spielt unbelastet und bei der anderen essen die Lehrer ruhig weiter ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Somit ist »Evil« vor allem ein virtuoses Drama dass uns mahnt niemals wegzusehen. Fazit: »Evil« ist ein fantastischer Film den ich jedem nur empfehlen kann. Die Aussage ist gut gelungen und die totalitäre Unterdrückung durch die Schüler lässt viele Gefühle hervortreten. Man fühlt sich als würde man selbst in dieser Schule festsitzen. Absolut brillant!