Infam 1961 Eine simple Lüge zerstört alles, was sie hatten.
Überblick: Die beiden Lehrerinnen Karen Wright und Martha Dobie führen ein Mädchen-Internat in einer amerikanischen Kleinstadt. Eine neue Schülerin, die frühreife, verwöhnte Mary, behauptet eines Tages, ihre Lehrerinnen verbände mehr als nur reine Freundschaft. In der bigotten Kleinstadt genügt schon das Gerücht, die beiden Frauen seien ein Paar, um ihre Existenz zu zerstören. Aber auch Martha selbst wird mit ihren Gefühlen nicht fertig, als ihr bewusst wird, dass sie Karen tatsächlich liebt. Es kommt zur Katastrophe...
Kommentar
»Infam« ist bereits die zweite Verfilmung des Lillian Hellman-Stücks »The Children's Hour« über zwei Lehrerinnen an einer kleinen Privatschule, die durch eine gehässige Intrige eines bestraften Kindes in den Verdacht geraten, ein lesbisches Verhältnis zu haben, was eine Kette von Tragödien in Gang setzt. In William Wylers erster Verfilmung »These Three« aus den 30ern wurde das Thema der lesbischen Liebe noch geschickt verborgen und umschrieben, hier wird es 30 Jahre später um einiges konkreter (Shirley MacLaine behauptet zwar heute noch, dass sie und Hepburn nicht wussten, dass es im Film um lesbische Liebe geht, aber das scheint kaum nachvollziehbar, zumal sie es gegen Filmende direkt ausspricht). Zwar ist der Film immer noch nicht frei von einer gewissen Verklemmung, aber auch ohne die totale Direktheit ist »Infam« einfach ein fesselndes Drama und ein wunderbarer Film. Und mal ehrlich - wer würde sich denn nicht in Audrey Hepburn verlieben, egal ob Mann, Frau oder sonstwer? Es geht auch nicht so sehr um das Thema Homosexualität, sondern um die Darstellung einer puritanischen Gesellschaft, die aufgrund einer einzigen Lüge eines boshaften Kindes (großartig fies von Karen Balkin als Teufel in Kindesgestalt gespielt) die Leben unschuldiger Menschen zerstören kann. MacLaine und Audrey Hepburn sind hier auf der Höhe ihrer Kunst, MacLaines Zusammenbruch gegen Ende des Films ist einfach fantastisch. In einer Nebenrolle spielt Miriam Hopkins, welche in der Originalverfilmung noch das Drama selbst durchleiden musste. Franz Planers konzentrierte Kameraarbeit wurde mit einer Oscarnominierung bedacht. Das Ganze hat so viel Stil, Ernsthaftigkeit und Substanz, dass es auch heutige Dramen noch in den Schatten stellt.