Priest 2011 Dieser Krieg wird nie enden. Seine Mission ist erst der Anfang.
Überblick: Seit Jahrhunderten tobt eine erbitterte Schlacht zwischen Menschen und Vampiren. In den letzten Refugien der Menschheit hat die Kirche die Macht an sich gerissen und herrscht mit tyrannischer Härte über ihre verängstigte Herde. Als seine Nichte von einer Vampir-Gang entführt wird, sagt sich ein Priester von seiner Institution los und begibt sich auf eigene Faust in die postapokalyptische Prärie, um die Kleine zu retten. Behilflich ist ihm dabei der in das Mädchen verliebte Sheriff Hicks.
Kommentar
Seit BLADE hat sich eine ganze Menge verändert… Seit Menschengedenken herrscht auf der Erde ein unerbitterter Kampf zwischen Menschen und Vampiren. Diesen Kampf konnte die Menschheit dank der „Priests“, sozusagen einer Eliteeinheit zur Bekämpfung von Vampiren, ausgestattet mit übermenschlichen Kräften und speziellen Kampffertigkeiten, für sich entscheiden. Heute: Ein postapokalyptisches Wüstenszenario. Die Welt unter katholischer Militärdiktatur. Die Vampire sind in abgelegener Quarantäne gefangen. Die Menschen leben in ummauerten, finsteren, hypermodernen Supercitys. Das Sagen haben Kardinäle. Die Priests, die einstigen Helden, sind in Vergessenheit geraten. Doch: Unbemerkt entsteht eine neue Vampirepidemie. Ein Priester (Paul Bettany) versucht ohne den Segen der Kirche den Dingen auf den Grund zu gehen. Zur Seite steht ihm Hicks (Cam Giganted), dessen Verlobte von den Vampiren verschleppt wurde. Der neue Anführer der Vampire stellt sich jedoch stärker als erwartet heraus. Black Hat, ein alter Priesterkollege unseres namenlosen Hauptcharakters, ist auf die dunkle Seite übergelaufen und zum Supervampir mutiert… Mit PRIEST erreicht uns die Comicverfilmung einer koreanischen Manga-Reihe. Gehüllt ist diese in eine Mutanten-Wild-West-Ästhetik á la JONAH HEX, aber auch Endzeitvisionen im Stile von TANK GIRL oder JUDGE DREDD sind ganz klar zu erkennen. Wirkt die Inhaltsangabe auf den ersten Blick etwas konfus, dann spiegelt dies nicht mal einen Bruchteil dessen wieder, wie verworren, unlogisch und zusammenhangslos es hier in Wirklichkeit zugeht. Kostüme, Effekte, Maske usw. sind wirklich tadellos und over the top. Der Film bietet einen wahrlich wahnsinnigen Detailreichtum. Es gibt Kreuze als Wurfsterne, das Kruzifix als Messer, abgefahrene, doppelläufige Schusswaffen, futuristische Wüstenfahrzeuge, komplexe Hochhausschluchten, bizarre Wüstenlandschaften… Die Vampire sind Gollum ähnliche Wesen ohne Augen, dafür mit Blutegelmäulern und stammen natürlich komplett aus dem Daddelkasten. Dann gibt es noch die „Infizierten“: das sind Menschen, die ihren Vampirmeistern dienen und mehr oder weniger hörig sind. Der Film hat rein optisch also einiges auf dem Kasten. Inhaltlich macht er aber so ziemlich alles falsch, was nur geht. Punkt 1: Die Story ist ein schlechter Witz. Hier kommt der Film vom Hundertsten ins Tausendste. Es ist kein roter Faden zu erkennen. Phasenweise checkt man nicht, um was es geht. Punkt 2: Die Charaktere sind schludrig gezeichnet, teilweise viel zu hektisch eingeführt und bieten null Tiefe oder Substanz. Punkt 3: Für einen Streifen mit dieser Thematik, wird viel zu wenig Vampiraction geboten, auch fließt zu wenig roter Lebenssaft, was wohl der Entscheidung eine bestimmte Freigabe zu erzielen zugrunde liegt. Allgemein ist PRIEST sehr fad und actionarm. Die Highlights sind das Anime-Intro und der Showdown auf einem fahrenden Zug, wo sich der Priest und der böse Vampirpriester einen „Mortal Kombat“-Fight liefern. Die Fights weisen wohl diese lässige MATRIX-Ästhetik auf, es gibt nur viel zu wenige davon. Gewiss werden einige dem Film Pseudomoral, Kirchenfeindlichkeit oder gar religiösen Populismus vorwerfen. Das negativ behaftete Credo des faschistischen Kirchenstaates „Verstöße gegen die Kirche, so verstößt du gegen Gott!“ fällt überaus oft, das Fazit für den Zuschauer lautet somit ungefähr: Gott gut, (katholische?) Kirche schlecht! Da sich unser Held Priest am Schluss sogar als Vater des von den Vampiren verschleppten Mädchens, also als Priester mit sexueller Vorgeschichte, der dem Zölibat strotzte, entpuppt, könnte PRIEST glatt als Werbefilm für den Protestantismus durchgehen. Ja, all dies könnte man bemängeln, wäre der Film nicht ohnehin schon so durchwachsen, dass sich jedes weitere Nachdenken und Fehlerabzählen erübrigt. Die Schauspieler machen ihre Sache ganz gut, obgleich ihre Charaktere dünn sind wie feuchtes Zeitungspapier. Paul Bettany (LEGION, A BEAUTIFUL MIND) mimt den Priest. Cam Giganted (OC CALIFORNIA, TWIGHLIGHT) schlüpft in die Rolle seines dilettantischen Komplizen. Diese Rolle ist so überflüssig, dass es nervt. Karl Urban (Eomer in HERR DER RINGE) mimt den bösen Vampirpriester mit dem schwarzen Cowboyhut. Und die überaus nett anzusehende Maggie Q (STIRB LANGSAM 4.0) stellt sich als kickboxende Priesterin der Vampirschar. Überlegt man, welche cineastischen Ergüsse uns Vampire in den letzten Jahren geliefert haben, fallen mir der mittelprächtige DAYBREAKERS, die Horrorkomödie LESBIAN VAMPIRE KILLERS und die schnöde TWIGHLIGHT-Trilogie ein. PRIEST bereichert das Genre definitiv nicht, noch ist er als Comicverfilmung gelungen, noch macht er allgemein übermäßig Spaß. Wer sich den Film in 3D gibt, bekommt zwar die ein oder andere optische Pracht geboten, wird aber auch nicht drum herum kommen, mehr Mankos als Pluspunkte zu erkennen. Wer so etwas Ähnliches wie BLADE erwartet, wird definitiv die Enttäuschung des Jahres erleben. „Ich kann das Blut in deinen Venen riechen. Es riecht nach Essen.“ 3D-Erlebnis: 5/10 – optisch noch einigermaßen unterhaltsam Film an sich: 3/10 – ohne 3D werden die Schwächen überdeutlich Fazit: Bis(s) zum Einschlafen! Tolle Wüsten- und Endzeitkulissen, schludrige bis schleierhafte Story. Dazu noch magere Charaktere und ein brutaler Mangel an Action und Spannung – und fertig ist der Trillion-Dollar-Vampir-Bombasto-Blockbuster perfekt geeignet als Untersetzer für wackelnde Tischbeine. Ein ähnlich durchwachsenes Endzeit-Debakel dürfte wohl nur POSTMAN gewesen sein. Amen!